Griechenland in der Krise oder ganz Europa in der Krise? Die Deutsch- Griechische Akademikergesellschaft stellt in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule (VHS) eine Fotoserie zum Thema “30 Jahre Griechenland” vor. Zur Vernissage wurde zudem gestern Vormittag ein entsprechender Film “Griechenland blüht” gezeigt.

Der österreichische Autor und Filmproduzent Fabian Eder besuchte auf einem Segeltörn im vergangenen Jahr Menschen auf den Inseln zwischen Kreta, den Kykladen und nach Messolonghi auf den Peloponnes. Was Eder mit dem Film bezweckte, war kein Reisebericht zu den schönsten Orten und Stränden Griechenlands, sondern er versuchte ein Gegengewicht zur gängigen medialen Berichterstattung in Zeiten der Krise zu schaffen und das Vorurteil zu entkräften, Griechen seien faul.

Die Fotos in den Fluren der VHS stammen aus der Sammlung des Ministeriums für Tourismus und der Griechischen Zentrale für Fremdenverkehr und verschaffen einen Einblick in “30 Jahre Griechenland”. Die Koppelung von Film und Fotos sagt viel über die Entwicklung des Landes und das Leben der Bewohner aus.

VHS-Leiterin Gundula Sprenger erläuterte eingangs, dass es hier um weit mehr ginge als um die Krise und den Tourismus.

Prof. Dr. Orestis Terzidis verschaffte den zahlreichen Besuchern einen Einblick in die Komplexität der Griechenland-Probleme. Diese seien weit mehr als nur der Kollaps der Staatsfinanzen. Prof. Terzidis weiß aus eigener Anschauung und seinem Leben zwischen beiden Ländern, wo der berühmte “Hase im Pfeffer” eigentlich liegt. Vielfach wurde zu schnell die Moderne auf Kosten von Tradition und Kultur erzwungen, sagte er. Ein sehr deutliches Beispiel für einen “Kulturschock” stellte er anhand eines Aufenthaltes in den USA und in der Folge an einem Urlaub in Griechenland dar. Streben die einen nach wirtschaftlichen Erfolgen und somit viel Geld (USA), sind die anderen weitaus genügsamer und in der Lage, von dem zu leben, was Wald und Feld bieten (Griechenland). Doch auch bei Letzterem werden Unterschiede deutlich. Denn während zum Beispiel Stadtbewohner Wasser kaufen gehen, ist auf dem Land oft eine Quelle nicht weit, um den Durst zu löschen.

Städte mehr betroffen als Inseln

Diese Unterschiede wurden in den Gesprächen deutlich, die Regisseur Eder mit Inselbewohnern führte, die dabei nicht an Kritik in Richtung Athen sparten. Sein Film wurde 2012 im Europäischen Parlament in Brüssel gezeigt. Vielleicht haben die Politiker durch ihn wieder ein wenig “Bodenhaftung” zurückbekommen und verstanden, dass die Wirtschaft für den Menschen da ist und nicht umgekehrt?

Außer den wunderschönen Inselimpressionen interviewte Fabian Eder Menschen aus unterschiedlichen Generationen und mit unterschiedlichem Bildungsstand. Eines wurde dabei überaus deutlich: Dass die allgemeine Krise an den Inseln zwar nicht völlig vorbeigeht, sie aber diese bei Weitem nicht so trifft wie die großen Städte, etwa Athen und Saloniki.

Die Ausstellung, die bis zum 14. Dezember zu den VHS-Öffnungszeiten zu sehen ist und zur Vernissage fast völlig in den Hintergrund rückte, gibt den Wandel innerhalb von drei Jahrzehnten wider und lässt auch zu, von einem Urlaub im Süden zu träumen. Die Griechische Fremdenverkehrszentrale hat dazu passend eine Reihe attraktiver Prospekte über einige Inseln ausgelegt.