12th Nov2012

Ein Blick zurück …

by Fabian Eder

Aidipsos, Evia, im November!

Am vergangen Samstag wurde unser Film auf Evia im Hotel Thermae Sylla präsentiert. Die Veranstaltung, die unter der Schirmherrschaft der Österreichischen Botschaft stattfand, bot neben der Filmvorführung eine Ausstellung zeitgenössischer, griechischer Maler und die Sopranistin Elli Anastassopoulou sang Lieder, u.a. von Schubert, Mozart, Strauss, in Begleitung des Pianisten Neville Jason Fahy.

Wir hoffen sehr, dass diese Veranstaltung dazu beigetragen wird, unsere finanzielle Situation etwas aufzubessern und endlich einen Sponsor für eine längst überfällige DVD Edition mit griechischer Sprachversion oder zumindest Untertiteln herzustellen. Natürlich suchen wir auch Kontakte und Möglichkeiten das Buch “GRIECHENLAND BLÜHT”, das voraus. im Februar im Braumüller Verlag erscheinen wird, übersetzen zu lassen und nach Möglichkeit in Griechenland zu publizieren. Es handelt sich dabei um eine Reiseerzählung, die viele Begegnungen beschreibt, die im Film zumeist aus Zeitgründen nicht vorkommen konnten und nimmt einen wesentlich persönlicheren Standpunkt ein….

*

Neben vielen wunderbaren Begegnungen sind in meinen Augen zwei besonders bemerkenswert:

So hat der Türkische Botschafter in Griechenland, der bei der Veranstaltung zu Gast war, Sonntag morgen zu einem Gespräch gebeten. In diesem Gespräch beklagte er, dass seiner Meinung nach in unserem Film die Besatzung und Befreiung von der osmanischen Herrschaft Anfang des neunzehnten Jahrhunderts als Grund für die heutige Krise dargestellt würde und wies darauf hin, dass der Österreicher Adolf Hitler doch wesentlich größeren Schaden in Griechenland angerichtet hätte, als die Osmanischen Besatzer.

Es ist das erste Mal, dass ich mit einer solchen Deutung konfrontiert bin – nach nun einer ganzen Reihe von Veranstaltungen und Diskussionen zu diesem Thema. Bei genauerer Überlegung muss man die Lesart aber eher unter “schlechtem Gewissen” einordnen, zumal ein es meines Wissen nach bis heute keine seriöse Aufarbeitung dieser Zeit aus türkischer Sicht gibt. Wie sonst ist es zu erklären, dass die Gräuel relativiert und umgehend mit den Gräueltaten Adolf Hitlers verglichen bzw. in Relation gesetzt werden? Mich befremdet diese Art der Argumentation doch einigermassen, zumal seiner Excellenz entgangen sein dürfte, dass, bei allen Versäumnissen, gerade diese Zeit, und im Speziellen das Thema Griechenland, bei uns ein sehr eingehend diskutiert wurde und wird. Darüber hinaus weise ich an dieser Stelle einmal mehr auf die Initiative der Deutschen Schule in Athen hin, die seit einigen Jahren mit Schülerprojekten für ein Verbesserung und Aufarbeitung dieser Zeit bei jungen Menschen aus beiden Ländern / Kulturen sorgt – sehr aktiv! Ich würde mir wünschen, dass irgendwer, vielleicht in einem Kommentar hier, mir über ein ähnliches Projekt zwischen der Türkei und Griechenland – oder auch Zypern? – berichten könnte.

Ich bin der Meinung, dass die Tatsache, dass ein Teil Europas die Aufklärung erleben durfte und ein anderer Teil nicht, Grund für viele Schwierigkeiten ist, die uns heute herausfordern. Man kann dem Osmanischen Imperialismus, wie jeder großen Epoche, mit Sicherheit auch Errungenschaften abringen, die positiv waren. Die Aufklärung hat aber nicht stattgefunden, weder in Griechenland und schon gar nicht im Rest des Osmanischen Reiches. Das ist nun mal Fakt.

Gerade die Türkei leidet unter diesem Spannungsfeld in einer ganz besonderen Weise, wie ich im Zuge meiner Recherchen zu meinem Film “DIE SCHRIFT DES FREUNDES” nach dem gleichnamigen Roman von Barbara Frischmuth feststellen durfte. Auf der einen Seite ist da das Erbe der Sekularität, das ich für eine besonders gute Errungenschaft halte, an dem sich viele Länder in Europa durchaus ein Beispiel nehmen könnten. Leider wird dieser sekulare Staat zur Zeit in der Türkei immer grösseren Tendenzen der Aufweichung ausgesetzt, da auch in der Türkei religiöser Fundamentalismus Spielball populistischer Politik ist.

Vielleicht aber rührt die reflexartige Verteidigungshaltung auch von der Vorwürfen her, dass in der Türkei die Menschenrechte, die freie Meinung von Journalisten und die Freiheit der Kunst nicht immer so geachtet würden, wie dies nach unseren Maßstäben angebracht wäre?

*

Die zweite, in höchstem Masse erfreulich Begegnung hatte ich mit der wunderbaren Hara Tzzannis, einer griechischen Künstlerin mit der ich ein angeregtes Gespräch versunken bin, nachdem sie in unserem Film durch sehr genaue Beobachtung die künstlerische Aufbereitung des Themas erkannt hatte. Ich hoffe von ihr bald mehr zu hören und in Kontakt zu bleiben, denn dieses Gespräch war wahrlich “inspirierend”!

Abends in Aidipso.

Off
10th Nov2012

Evia, November

by Fabian Eder

20121110-143104.jpg
Evia, oder Euböa, keine zwei Autostunden nördlich von Athen. Samstag Mittag, im November. Ein wolkenloser Himmel und angenehme Temperaturen laden zu einem Spaziergang ein. Um 17:30 Ortszeit wird GRIECHENLAND BLÜHT hier vorgeführt. Bin schon sehr gespannt.

Off
20th Jun2012

Die Zutaten sind aufbereitet: Hier ist die Programmankündigung von 3SAT

by Fabian Eder

© ORF/backyardLupe

Griechenland blüht! 
Die 2-Euro-Krise
Arbeitslosigkeit, Armut, Aufruhr, Pleite – Griechenlands Image ist im Keller. In den Augen Europas ist das Land am Ende. Aber wie sieht das Leben draußen in den Olivenhainen, auf den Inseln und in den Tavernen tatsächlich aus? Wie erleben die jungen Menschen die Krise? Was bedeuten die Reformen für sie? Was wollen sie aus dem guten alten Griechenland machen?Fabian Eder zeigt, dass die jungen Leute die Krise anders wahrnehmen als es in Europa gerne propagiert wird und dass so manches Klischee, das uns als “Wahrheit” verkauft wird, bei näherer Betrachtung ganz anders aussieht.
Die Reise durch das Griechenland fernab von Athen wird zu einer Sammlung von Botschaften an die Menschen in Europa und an die Politiker. Traditionelle Musik, mediterrane Lebensart und die Segnungen der griechischen Küche stehen den jungen Leuten nicht im Weg, wichtige Reformen in Angriff zu nehmen.
Notizen von Regisseur Fabian Eder
© ORF/backyardLupe


5 Comm
18th Apr2012

Wenn Du nicht allein bist

by Fabian Eder

Die südliche Peloponnes ist ein anspruchsvolles Gewässer, das wissen wir schon seit Odysseus, der zwischen dem schon besprochenen Kap Malea und dem Kap Tainaro (am mittleren Finger) gescheitert ist und sich vermutlich in den Süden zu – weniger vermutlich – sehr schönen Frauen hat treiben lassen (müssen).

Nicht nur, dass ich mit der schönsten Frau verheiratet bin: die griechischen Frauen sind wunderschön (und kochen können sie!), insofern verstehe ich Odysseus ja nicht.

Wir können bereits sechs Stunden früher als geplant zu unserem zweiten Anlauf um Kap Malea aufbrechen. Der Wind hat nachgelassen und wissend, dass das nächste Schlechtwetter heranzieht, sputen wir uns. Wieder sehen wir Delfine ganz nah am Schiff, so als wollten sie nach dem rechten sehen.

Das Kap ist nun harmlos und wir umrunden es nahe. Windstille, der Motor schnurrt und wir müssen gut Ausschau halten, denn durch die schmale Durchfahrt zwischen Kithara und dem Kap (an der engsten Stelle gerade 4,5 Meilen breit) fließt sehr viel sehr großer Schiffsverkehr. Alles läuft nach Plan und wir erwarten Rückenwind, wenn wir dann das Kap Tainaro umrundet haben.

Um 2 Uhr morgens hören wir das, was kein Seemann hören will: die Drehzahl des Motors verringert sich und die Maschine verstummt. Ungewollte Stille, nicht schön. Vom starken Wind der letzten Tage rollt viel Schwell vom Süden und wir versuchen das Problem zu finden, entdecken stark verschmutze Filter, die wir während alles im Wackeln hin und herfliegt, tauschen. Wir bekommen keinen Diesel vom Tank. Die Dieselleitung scheint verstopft zu sein. Gegen drei Uhr morgens geben wir auf.

Ich entschließe mich, mit der griechischen Küstenwache Kontakt aufzunehmen, weil ich weiss, dass schlechtes Wetter kommen wird. Da wir weder manövrierunfähig sind noch Menschen in Gefahr sind, ist das kein Notruf. Olympia Radio antwortet sofort und ich informiere sie über unsere Position und Zustand. Wir diskutieren die Möglichkeiten: Gythion, im Golf von Lakonien, ca 20 Meilen nördlich von uns, ist eine Option, die zweite zurück nach Osten nach Neapolis, ebenfalls 20 Meilen. Die dritte ist Kalamata, gute 60 Meilen oder mehr um das Kap Tainaro herum. Wir erwarten Südliche Winde mit 7-8 Bft. Gythion schließe ich nach Rücksprache aus, da dort bereits jetzt hoher Schwell im Hafen steht und ein Anfahren ohne Motor bei diesen Bedingungen nicht ratsam ist. Wir entscheiden uns für Neapolis.

Zum Zeitpunkt des Ausfalls war es nahezu windstill. Die Vorhersage prophezeite 7-8 Bft aus südlichen Richtungen. 

Anfangs kommen wir bei ganz leichten Winden noch voran, doch dann schläft der Wind ein und wir machen so gut wie keine Fahrt mehr. Ein Schiff, das nicht fährt, kann man auch nicht lenken. Links und rechts von uns fahren riesige Frachtschiffe vorbei. Ich informiere die Küstenwache, dass wir so nicht vorankommen und über meine Befürchtung, dass der Südostwind um Kap Malea für uns ein Problem werden könnte: Ich entscheide mich, dass wir es nach Kalamata versuchen.

Wir wenden und dümpeln bei leichten Winden dahin. Spooky. Finsternis, es ist bewölkt. Die Lichter der Tanker. Man kann das Meer nicht sehen. Hin und wieder ein Luftzug von Süden. Dann wackelt es ein wenig, nicht viel. Und dann komme ich drauf, dass diese leichten Luftzüge von den Wellen kommen, die aus Süden anrollen und uns die Sicht auf die anderen Schiffe immer wieder nehmen… – das heisst, dass der Wellenkamm mindestens drei Meter über dem Wellental liegt.

Dann kommt der Wind zu den Wellen. Und langsam schleicht sich die Dämmerung eines grauen, bewölkten Himmels ein. Viel heller soll es nicht werden an diesem Tag. Wir halten uns fern vom Kap Tainaro. 6 – 7 Bft. Große Welle. Richtig große. Man neigt dazu die Wellen zu überschätzen, je kleiner das Boot, desto größer wirken sie. Ich mache keine Angaben, aber sie waren groß. Aber wir fahren. Und das schnell. Das ist gut, aber auch ziemlich anstrengend. Immerhin sind wir schon 14 Stunden unterwegs. Wirklich geschlafen hat keiner, ausser Nickerchen zwischendurch.

Nach einem Stück an der Westküste der Mani bekommen wir ein wenig Deckung vor den größten Wellen, dafür beschleunigt der Wind am Kap Grosso bei Gerolimenas (ein riesiger, langer, hoher Felsen) auf über 40 Knoten – 9 Bft. Jetzt ist es amtlich: Sturm. Das Vorsegel auf Taschentuchgröße reduziert geht’s mit ziemlich Speed dahin.

Weder wir noch das Schiff waren zu irgendeinem Zeitpunkt wirklich in Gefahr. Dass wir drei uns gut kennen und als Team funktionieren, ist Gold wert.

Aber wisst ihr, das Wichtigste war die Gewissheit, dass da noch jemand ist: Die Küstenwache hat sich stündlich nach unserem Zustand und unserer Position erkundigt. Und diese Gefühl ist durch nichts zu ersetzten: wir waren nie allein.

Die Herzlichkeit des Empfangs in der Marina in Kalamata, die Hilfsbereitschaft der Behörden…

Was ist ein Land, ein Volk, eine Gesellschaft anderes als ein Schiff? Was ist Griechenland anderes, als ein Boot, bei dem der Motor zickt?

IMG 7684

Nicht allein.

2 Comm
16th Apr2012

Zurück an den Start oder: Odysee, live!

by Fabian Eder

IMG 7432

Dabei hatte alles so gut angefangen. 7 Uhr morgens die Leinen los und Monemvasia zeigte sich von seiner schönsten Seite. Ich gebe zu, die Chance war nicht allzu groß, aber es gab dieses “Loch” auf den Windkarten. Wir kamen gut voran und alles war wie vorhergesagt.

“Es gibt ein Sprichwort, das sagt: Wenn Du um Kap Malea fährst, vergiss deine Familie!”, hat uns Maria gestern gesagt. Das muss ja nun auch nicht unbedingt sein…

IMG 7436

Als wir uns dem Kap nähern frischt der Wind auf. Wir halten gut eine Meile Abstand zur Küste, doch dann wird das Wasser weiss, wir haben Böen bis 8 Bft und Kreuzseen werfen das Wasser auf. Zu viel Segelfläche trotz Reffs. Das Schiff schiebt, alles fliegt. Wir drehen um. Über den Funk kommt Sturmwarnung für das südliche Ionische Meer und die Adria, sowie die See nordöstlich von Kreta.

IMG 6935

Nach einer guten Stunde unter stark gebremster Fahrt in die falsche Richtung probieren wir es noch mal. Gerefft, Kutterfock und noch mal fast eine Meile weiter weg vom Kap. Selbst wenn es funktioniert hätte, hätten wir das Kap in so weitem Bogen umrunden müssen, dass es sich nicht gerechnet hätte. Knapp darauf fährt der Windmesser wieder an die 30 Knoten und das Wasser beginnt zu brodeln. Die nächste Sturmwarnung umfasst nun auch das Gebiet “Kithira” – da würden wir genau rein fahren.

Kap Malea

Kap Malea ist berüchtigt, auch Odysseus hat es zwischen den Kaps Malea (östlicher Finger) und Tainaro (mittlerer Finger), schwer gehabt, obwohl selbst Einheimische mutmassen, dass Odysseus wohl eher eine Schwäche für exotische Frauen hatte, als dass er ein schlechter Seemann gewesen wäre… – auch gut möglich, oder?

IMG 7438

Wir wenden und segeln Raumschots mit einem Affen-Speed zurück nach Monemvasia, während der Wind weiter auffrischt. Das ist natürlich ärgerlich, aber die Moral in der Truppe ist gut. Acht Stunden und 40 Meilen später sind wir dort, wo wir heute morgen schon waren.

Wir haben noch Pulpo, noch Salat und ein Nickerchen vor uns. Ach ja: Wir sind in Griechenland, also werden wir auch EIS ESSEN. Wir haben es uns verdient!

IMG 7440

Gut, ich habe schon zufriedener dreingeschaut. Trotzdem war die Entscheidung richtig.

Die aktuellen Daten zeigen ein Wind – Fenster für Zeit nach Mitternacht, das uns auf dem Weg um Kap Tainaro auch noch hold sein sollte. Das heisst 100 Meilen durch, vielleicht ein Stop in Koroni.  Wir werden schlafen und es versuchen, sonst, fürchte ich, hängen wir hier einige Tage fest. Also: Aufbruch um 0:00 Ortszeit…

Also widmen wir uns den wichtigen Dingen: hier die hausgemachte Pasta von Ligeri – worth a try….:

1 Comm
16th Apr2012

Ganz Privat

by Fabian Eder

IMG 7366

Ostersonntag in Griechenland, das ist was spezielles. Wir sind eingeladen, ganz privat, und so wollen wir es auch belassen, daher müsst ihr Euch mit meiner Beschreibung begnügen.

Das Lamm hat mehr als 6 Stunden über den Holzkohlen geschmort. Die Männer diskutieren über die Zubereitung und unter der Hand wird kolportiert, dass es sich ohnehin von selbst macht. Wir sind auf einem Bauernhof in Demonia. Zwei Familien, verschwägert, verheiratet, kommen zusammen, um Ostern zu feiern und haben uns eingeladen.

Das Lamm ist butterweich, alles, die Kartoffel, die Tomaten, der Salat, das Tzalziki kommen aus der eigenen Produktion. Die Tafel biegt sich, Kinder bis Großväter, mehr als 20 Leute, sitzen zu Tisch. Und dann wird musiziert. Richie darf die Gitarre spielen, alle singen und die Frauen beginnen zu tanzen. Menschen mit dem Herz am rechten Fleck, Menschen, denen man ansieht, dass sie viel arbeiten und an einem der schönsten Plätze sind, in Mitten von Lakonien. Menschen, deren Augen lachen. Menschen mit einer unbezwingbaren Schönheit, die so anders ist als die Hochglanztitelbilder, die magersüchtige Halbwüchsige zeigen und eine Schönheit behaupten, die so nicht ist. Und wir, drei wildfremde Männer aus dem Norden, sitzen mittendrin, als würden wir schon immer hier gewesen sein. Gelebte Gastfreundschaft, gelebte Christlichkeit fern von Religion.

Christos Anesti. Und vielen, vielen Dank!

1 Comm
15th Apr2012

Monemvasia, ein spezieller Platz

by Fabian Eder

Wir schicken Blumen aus Monemvasia – die mittelalterliche Stadt ist übrigens Heimat einer nahezu einzigartigen Pflanzenvielfalt!

Das ist ein ganz spezieller Ort! “Kastello” oder “Rock” nennen ihn die Menschen hier, eine Stadt, die ihre Blüte im Mittelalter hatte. Wir können uns nicht vorstellen, dass zu diesen Zeiten Zehntausende hier gelebt haben sollen. In den 60er Jahren war die Stadt heruntergekommen und verwahrlost, heute ist sie mit viel privatem Geld aus dem In- und Ausland liebevoll restauriert und bewohnt – also kein Museum.

Wir treffen Byron Veras, der beschlossen hat seine Pension hier zu verbringen. Nicht nur die Augen dieses Mannes leuchten, sein Herz strahlt und ich denke das sieht man auch schon auf dem Foto. Über die Magie von Monemvasia kommt er ins schwärmen und darüber, wie sich alles jedesmal verändert, wenn er durch den schmalen, mittelalterlichen Eingang die Stadt betritt. Ruhig dasitzen und die Steine anschauen könne er aber nicht, meint er, und darum handelt er mit dem Wein aus der Gegend, dessen Tradition bis weit ins 12 Jahrhundert zurückreicht, und den schon die Venezianer verehrten. “First of all this is a crisis of culture” , sagt Byron und er meint die Kultur der Gesellschaft. Er sieht die Gegenwart kritisch und die Zukunft positiv.

Und dann waren da Ligeri und ihr Sohn. Was soll ich sagen? Bei den Seglern gibt es einen Spruch, der in “KISS!” zusammengefasst ist, will sagen: Keep It Simple, Stupid! Ligeri kocht zwei Gerichte für uns: Pulpo in Rotweinsauce und Hausgemachte Nudeln mit Käse und Butter. Ich habe selten so eine einfache Zubereitung eines derart galaktisch köstlichen Essens gesehen! Zum Vorgeschmack gibt’s die Fotos, ich hoffe Euch demnächst das Video dazu zeigen zu können…

Hausgemachte Nudeln mit Butter und Käse: Mehl, Wasser, Salz, ein wenig Butter und Kefalotiri, Ziegenkäse. Zubereitungszeit inklusive Nudeln? No, keine 20 Minuten…

Pulpo in Rotweinsause: Auf 2kg Tintenfisch im Ganzen: 1 Glas Olivenöl, 1 Glas Malvasia Rotwein, 1 Stange Zimt. Aus die Maus. Bei geringer Hitze eine Stunde kochen lassen…. Das ist SLOW FOOD! Nimm Dir Zeit für das, was Du isst…

Off
12th Apr2012

Berührung der Peloponnes

by Fabian Eder

105 Meilen und 2 Tage Segeln aus dem Bilderbuch liegt IOS hinter uns, als wir im Sonnenuntergang bei Monemvasia die Peloponnes berühren. Das ist fast schon kitschig oder einfach nur wahnsinnig schön.

IMG 6907 Arbeitskopie 2

Bei Sonnenaufgang unterwegs.

4 bis 6 Windstärken und gleichmäßige Windrichtungen haben unsere Fahrt durch die südlich Ägäis zum Flug durch Raum und Zeit gemacht. Über uns blau – weisser Himmel, um uns dunkelblaues Meer und die Gedanken bewegen sich im Rhythmus der Wellen. Zeit, über vieles Erlebtes nachzudenken, Begegnungen und Gespräche Revue passieren zu lassen und die Pläne für die kommenden Tage zu schmieden. Schon jetzt haben wir so viel erlebt und so viele wunderbare Menschen getroffen. Und all das, inklusive dieser atemberaubenden Schönheit der Natur ist Teil von uns, Teil von Europa, Teil unserer Heimat.

Wir werden bis inklusive Sonntag in Monemvasia bleiben und die orthodoxen Osterfeierlichkeiten begleiten, dem höchsten Fest in Griechenland. 300 Meter ragt der Felsen aus dem Wasser, der seit dem 6. Jahrhundert besiedelt ist und von großer strategischer Bedeutung war. “Pittoresk” trifft es wohl am ehesten – wir sind neugierig!

IMG 7042 Arbeitskopie 2

3 Comm
12th Apr2012

Durch die südlichen Cycladen

by Fabian Eder
1 Comm
11th Apr2012

Auf Wiedersehen, Ios

by Fabian Eder

Nach der durchwachsenen Nacht hat das Barometer seinen Tiefpunkt erreicht und steigt wieder. Trotzdem fliegen die Wolken knapp über die Insel hinweg und es ist recht kühl, April eben. Wir haben viel vor und finden es interessant die Insel im wahrsten Sinne des Wortes “in einem anderen Licht” zu erleben, das eine eigene, untypische Schönheit zeigt. Wir treffen einige junge Leute und reden mit ihnen.

IMG 6636

Eine davon ist Vivi. Sie ist optimistisch, sagt sie, und sie erzählt uns, dass nun immer mehr junge Leute zurück auf die Inseln gehen, auch nach Ios, weil das Leben in Athen zu teuer und zu deprimierend ist. Sie lacht und blickt von der Terrasse ihres Ho eine traumhafte Kulisse. Im Winter wird radgefahren, gesportelt oder sonst was gemacht. Und Vivi meint, dass sich die Menschen ändern müssen, wenn sich die Politik ändern soll und führt als Beispiel das Nicht Raucher Gesetz in den Lokalen an: “Die ersten Wochen hält sich jeder dran, aber dann – kümmert es keinen mehr! Und das ist nicht nur mit dem Rauchen so.” Interessanter Ansatz. “Ios”, sagt sie, “ist für mich so etwas wie ein sicherer Hafen.”

Die blauen Fensterläden der Veranda waren mir schon bei unserer Ankunft aufgefallen. Ein kleines Lokal am Hafen, das lauschig wirkt. Die Tische draussen sind bei dem Wetter etwas optimistisch, aber vor ein paar Tagen war es ja bereits sommerlich. Wir haben eine Verabredung mit Christos, der hier im “Niotissa” kocht. Und wie er kocht!

IMG 6785

Zuerst wirbelt eine Pasta mit Shrimps durch seine Pfanne, ein Gericht das immer Sommer reissenden Absatz findet und es wunder uns nicht.

IMG 6724 Arbeitskopie 2

Natürlich hat Christos seine kleinen Tricks (ein kleiner Schuss selbstgerechter Ouzo), aber das um und auf sind wenige, dafür hochwertige Zutaten. Wir plaudern, und es kommen Salate, Gemüse und allerhand Leckereien, wie das halt in Griechenland so üblich ist. Ich frage ihn, ob es so etwas wie eine lokale “Spezialität” gibt. Er nickt. GAMOPILAFO, Ziege mit Reis. Man macht es zu großen Festen wie Hochzeiten in riesigen Pfannen und es wird oft stundenlang auf kleiner Flamme geköchelt. Er sieht meine leuchtenden Augen. Ja, er hätte da was vorbereitet, die Ziege sei von seinem Großvater von der Insel.

IMG 6731 Arbeitskopie 2

Ziegenfleisch von einer einjährigen Ziege, Reis, Zitronen, Petersilie, Salz und Pfeffer. Ziegenfleisch langsam kochen (Christos hat es fürs Lokal vorgekocht und muss es nur noch fertiggaren). Aufgiessen, Reis dazu und Zitronen….

IMG 6777 Arbeitskopie 2

Der Geschmack bleibt in Erinnerung und er macht vor allem eines: fröhlich. Ja, ein Essen, das eine fröhliche Erinnerung macht. Sehr poetisch.

Am nächsten Morgen laufen wir aus. Ich denke noch an das, was Vivi gesagt hat, und die feine, schwierige, aber notwendige Linie zwischen dem, dass Gesetzte gemacht werden und dem, dass sie auch exekutiert werden, ohne dass es einen Polizeistaat gibt.

Gute 5 Bft empfangen uns an der Ausfahrt des Hafens, wir ziehen uns gut an und machen ordentlich Tempo Richtung Milos, wo wir für die Nacht stoppen werden.

IMG 6789

Reserve – “Darth Vader” und Handl Andl an der Winsch –   Blaues Meer, weisse Wolken und die fröhliche Erinnerung….

1 Comm
10th Apr2012

Ios, April 2012

by Fabian Eder

5 Uhr morgens, an Schlafen ist nicht mehr zu denken. 7 – 8 Bft Wind verwandelnd den Hafen in einen Druckkochtopf, Wellen schlagen gegen den Rumpf, das Schiff springt wie ein Geißbock. Zwischendurch kleine Regenschauer, die sind unsere kleinste Sorge. April. Die Frage wird sein, ob wir am Vormittag überhaupt von Bord kommen. Wir haben das Schiff am Abend noch einen guten Meter von der Kaimauer weggezogen. Das war eine gute Entscheidung. Ein Landgang ist aber erst möglich, wenn wir uns der Mole wieder nähern dürfen. Es ist kühl. Hoffentlich können wir alles drehen, was wir uns für heute vorgenommen haben.

Gestern.

IMG 6481

Der Bürgermeister erzählt uns von der Insel. Ungefähr 1800 Menschen leben hier ständig, in den Sommermonaten ist die Insel voll mit Touristen, hauptsächlich jungen Menschen aus der ganzen Welt. Der Umgang mit Menschen aus allen Ländern der Welt ist eine alltägliche Sache. Nicht nur der Bürgermeister ist optimistisch, “Obwohl,”, sagt er, “mit dem Tourismus ist das so eine Sache – man weiß nie!”

Mir fällt auf, dass die Insel architektonisch ehr liebevoll gestaltet ist, Große Hotelkomplexe sieht man nicht. Wir erfahren, dass es eine Verordnung gibt, die es nicht gestattet mehr als 2 Geschosse zu bauen. Hotels sind mit ca. 60 – 70 Zimmern limitiert, das soll jetzt auf 100 Zimmer erhöht werden. Die Regelung stammt aus den frühen 80er Jahren und gilt für viele Inseln in der Ägäis. Leider nicht für alle in Griechenland: Ein intaktes Landschaftsbild auf einer sehr natürlich wirkenden Insel, die viele wunderschöne Strände und Buchten und trotzdem (oder gerade deswegen?) ein offenbar ziemliches cooles Nachtleben hat, sind der Lohn dafür. Junge Menschen aus der ganzen Welt kommen hierher und haben schlichtweg eine gute Zeit.

Den Kontrast der Jahreszeiten stelle ich mir schwierig vor – im Sommer sieben Tage die Woche 16 Stunden “Vollgas” arbeiten und im Winter ein beschauliches Leben führen. Der Wechsel ist sicher nicht leicht und nicht jedermanns Sache. Dimitri (16) und Antonis (23) wollen beide auf der Insel bleiben. Im Winter widmen sie sich der Musik, von der sie am liebsten Leben würden – lachen, und stellen fest, dass dies wohl nicht gehen wird. Violine spielen hat sich Antonis selbst beigebracht, aus dem Internet.

IMG 6549

Wir treffen Maria, die auf IOS geboren wurde, mit 12 Jahren wegging und nun ihre Freizeit und die Sommer auf der Insel verbringt. Sie erzählt uns, dass Griechenland ein ihrer Meinung nach gutes Bildungssystem hat und sie viele sehr gut ausgebildete und gut erzogene junge Griechen kennt.

IMG 6472

Ob es so etwas wie Studiengebühren in Griechenland gibt? “Nein, natürlich nicht!”. Der Tonfall der Antwort klingt, als hätte ich eine unanständige Frage gestellt. Und zuletzt will ich wissen, was IOS für ihn bedeutet? Da strahlen die Augen des Bürgermeisters und die Antwort kommt spontan und aus dem Herz: “Für mich ist IOS wie ein Gedicht”. Politik fernab der Hauptstadt. Vielleicht ein Grund, warum Dimitris Cousine (27) nach ihrem Studium zurück auf die Insel kam, um hier eine Sprachschule aufzumachen: “Wenn Europa funktionieren soll, müssen wir ausdrücken können, was wir sagen wollen.” Ios im April 2012.

IMG 6499

IMG 6495

Off
Seiten:1
Nächste Seite »
Follow